Die
richtige Frage für das Raumschiff Erde
M@
chtige Politiker halten - wahrscheinlich mit den besten
Absichten - ein Gpifeltreffen nach dem anderen, um
h ber Umweltgefahren zu diskutieren, nichts jedoch
scheint sich zu ändern. Es ist an der Zeit einen
neuen Entwurf zu betrachten, der nach einer globaler
L` sung für ein globales Problem sucht.
von Peter
Meisen
Vor fünf
Jahren kam die bisher grösste Versammlung von
Deligierten zum Weltgipfeltreffen in Rio de Janeiro
zusammen. Sie sicherten zu, mehr auf unseren Planeten
zu achten, Verschmutzung zu verringern, Artenvielfalt
und Regenw@ lder zu erhalten. In diesem Jahr versammelte
sich die Rio+5-Delegation bei den Vereinten Nationen,
um den gemeinsamen Fortschritt zu beurteilen. In fast
jeder Kategorie gaben objektive Journalisten glatte
Sechsen. Die Überschrift lautete, Politiker
best@ tigen, dass die Erde ist krank ist, scheitern
aber daran, sich h ber eine Heilung einig zu
werden .
Die Weltbevölkerung
ist um eine halbe Milliarde Menschen gestiegen. Die
Verschmutzung der Atmosphäre und vor allem die
Mengen an Treibhausgasen haben Spitzenwerte erreicht.
Die Kluft zwischen Arm und Reich ist gr` sser
geworden. Die Rodung der Wälder geht weiter,
um an Rohstoffe wie Benzin und Holz zu gelangen. Hinzu
kommt die Jahresbilanz des UN-Entwicklungsprogramms
von Generalsekretär Kofi Annan, die besagt: 100
Nationen geht es heute schlechter als vor 15 Jahren
mit 1,3 Milliarden Menschen, die weniger als einen
Dollar pro Tag verdienen.
Razali
Ismail aus Malaysia, Präsident der Hauptversammlung
warnte die Rio+5-Delegierten mit folgenden Worten:
Wir als eine Spezies - als Planet - bewegen uns auf
einem schmalen Grat, leben untragbar, erhalten Ungerechtigkeit
aufrecht und gehen bald an dem Punkt vorbei, wo es
kein Zurück mehr gibt. Umwelt-Verfechter US-Vizepräsident
Al Gore erklärte: Wir müssen unsere Ärmel
hochkrämpeln und an die Arbeit gehen. Beim Denver
Gipfeltreffen der G8 Staaten prahlte US-Präsident
Clinton mit der robusten US-Wirtschaft, wurde jedoch
eine Woche später wegen dem Anstieg der CO2-Emissionen
von 5 % in seinem Land scharf kritisiert.
Nächsten
Monat kommen wieder Poltiker im japanischen Kyoto
zusammen, um CO2-Ausstoss-Ziele
und -Fristen festzulegen. Wen versuchen wir zum Narren
zu halten? Unsere Repräsentanten treffen sich
in guter Absicht, halten grossartige Ansprachen und
kehren ohne nennenswerten Fortschritt wieder zum Alltag
zurh ck. Das antike Sprichwort beschreibt den
Zustand am besten: Ausser für den Fall, dass
wir die Richtung ändern in die wir gehen, ist
es wahrscheinlich, dass wir dort enden, wo wir hinsteuern.
Womöglich
stellen wir die falschen Ausgangsfragen. Natürlich
tritt man ein Feuer aus, wenn man es bemerkt. Momentan
bekämpfen wir jedoch nicht die wirklichen Ursachen
des Problems, sondern verarzten nur die Symptome.
Ich schlage
einen anderen Ansatz vor, um das Problem zu l`
sen. Er wurde vor 25 Jahren von Dr. R. Buckminster
Fuller, einem genialen Erfinder, Architekten und kritischem
Vordenker, entwickelt. Bucky wurde als Leonardo
da Vinci des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Er stellte
die globale Frage: Wie kann die Welt für die
ganze Menschheit in so kurzer Zeit wie möglich
durch spontane Zusammenarbeit und ohne ökologischen
Schaden oder Nachteil für irgendjemand funktionieren?
Ein
Elektrizitäts-World Wide Web
Systeme
zu entwerfen, die die Bedürfnisse aller Menschen
befriedigen und die Umwelt dabei auf lange Sicht schützen,
ist die wichtigste Aufgabe für den Ingenieur.
Aus dieser globalen Frage heraus ergab sich eine erste
Strategie für Frieden und nachhaltige Entwicklung.
Einfach gesagt besteht die Strategie darin, erneuerbare
Energieressourcen durch die ganze Welt elektrisch
zu vernetzen. Oder - in heutigen Worten ausgedrueckt
- könnte man es auch als Elektrizitäts-World
Wide Web bezeichnen, das erneuerbare Ressourcen miteinschliesst.
Die Hälfte dieses Energie-Netzwerks ist bereits
installiert. Diese Elektronen-Autobahn liefert die
Energie für unser Zuhause und den Arbeitsplatz.
Trotzdem hat ein Drittel der Menschheit nicht einmal
Elektrizität für die grundlegendsten Bedürfnisse:
Trinkwasser, Licht, Kühlung von Lebensmitteln
und Medikamenten. Zwei Milliarden Menschen verbrennen
immer noch Holz und Kuhmist, um den täglichen
Energiebedarf zu decken. Das globale Klima-Problem
wurzelt in der Tatsache, dass 80 % des Energieverbrauchs
von nicht erneuerbaren Energiequellen abgedeckt wird.
Gas, Öl, Kohle oder Atomkraft produzieren ein
erhöhtes Mass an Giftmüll oder andere Umweltverschmutzung.
Der Zusammenschluss
von Elektrizitätsnetzwerken hilft Energie einzusparen.
Normalerweise wird Strom, der in den Spitzenverbrauchszeiten
benötigt wird, im Vorraus produziert und dann
gespeichert, damit man bei Bedarf auf einen Vorrat
zugreifen kann. Dies geschieht periodisch, da im Laufe
eines 24 Stunden-Tages durch den menschlichen Rhythmus
und im Laufe eines Jahres durch die jahreszeitlichen
Temperaturunterschiede bedingt immer wieder mehr und
weniger Strom verbraucht wird. Bei der Speicherung
des Stroms gibt es jedoch Verluste von mindestens
25 % der ursprünglich vorhandenen Energie. Ein
Energie-Netzwerk könnte die Speicherung von Strom
und die damit verbundenen Energieverluste reduzieren.
Der Strom müsste hierzu aus Gebieten, in denen
der Verbrauch zu einer bestimmten Zeit klein ist,
in Gebiete transportiert werden, in denen er gross
ist. Zum Beispiel könnten Ost-West-Verbindungen
die täglichen Energieverbrauchs-Schwankungen
ausgleichen, Nord-Süd-Verbindungen die jahreszeitlichen
Abweichungen.
Unser Planet
ist mit einem enormen Potential an erneuerbaren Energiequellen
wie Wind, Wasser, Sonne, Erdwärme, Gezeiten und
Biomasse gesegnet - diese liegen jedoch oft in entfernten
Gebieten, sogar in Nachbarländern, weit von unseren
Städten und Industrien entfernt. Da es heutzutage
m` glich ist, Strom wirtschaftlich h ber
tausende Kilometer zu h bertragen, können
diese regenerativen Energiequellen einige der konventionellen
auf fossiler und nuklearer Basis betriebenen Kraftwerke
ersetzen.
Ein
Plan für die ferne Zukunft?
Solch ein
visionärer Plan scheint fh r zukünftige
Generationen bestimmt zu sein. Wie dem auch sei konnte
man die letzten zehn Jahre die unwahrscheinlichsten
Ann@ herungen und Vereinigungen zwischen Nachbarstaaten
beobachten. Ost- und Westdeutschland nach dem Fall
der Mauer, Israel und Jordanien durch das Washingtoner
Abkommen und gerade in diesem Jahr werden grenzüberschreitende
Stromversorgungsnetze zwischen der Türkei und
dem Iran, Argentinien und Chile und sogar Indien und
Pakistan gebaut. Diese internationale Entwicklung
der Infrastruktur f` rdert Handel, Zusammenarbeit
und Frieden.
Vor zwei
Jahrzehnten haben die Vereinten Nationen und zahlreiche
Experten diese Entwicklungsstrategie bekräftigt.
Früher vereitelte die Politik des Kalten Krieges
jeglichen Fortschritt. Jetzt heissen die Feinde Umweltverschmutzung,
Überbevölkerung und Armut. Um die Probleme
zu l` sen haben wir das Weltgipfeltreffen in Rio,
das Weltbevölkerungs-Gipfeltreffen in Kairo,
das Gipfeltreffen in Kopenhagen, das Weltgipfeltreffen
der Frauen in Peking und das Städte-Gipfeltreffen
in Istanbul abgehalten. Die Probleme bleiben jedoch
bestehen und werden jedes Jahr gr` sser.
Wenn man
versucht die Probleme getrennt anzugehen, ignoriert
man das Wesen unserer zusammenhängenden Gesellschaft.
Vielleicht ist es an der Zeit die bedeutendste Frage
zu stellen: Wie kann die Energieversorgung für
die ganze Menschheit und die Umwelt funktionieren?
Die Lösungen garantieren eine bessere Heilung
als die letzte globale Prognose.
Über
den Autor
Peter
Meisen ist Präsident des Global Energy Network
Institute (GENI). Das in den USA niedergelassene Non-Profit-Unternehmen
betreibt Forschung und Öffentlichkeitsarbeit
im Bereich der weltweiten Vernetzung erneuerbarer
Energieressourcen. Der Zusammenschluss von Energieressourcen
wurde als das Ziel höchster Priorität im
World GameTM
von Dr. R. Buckminster Fuller, dem Visionär des
20. Jahrhunderts, vorgeschlagen.
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